Was bedeutet Islamic Banking und welche Vorteile hat es?
Die zurückliegende Finanzkrise hat viele Geldanleger dazu bewogen, Ausschau nach alternativen und nachhaltigen Anlageformen zu halten. Islamic Banking bietet klassische Bankgeschäfte, die jedoch ganz besonderen Regeln unterliegen. Auch die Nachhaltigkeit spielt dabei eine grosse Rolle.

Viele Bankkunden haben in den letzten Jahren das Vertrauen in die traditionellen Bankinstitute verloren. Im Zuge dieser Vertrauenskrise boomten alternative Banken, die auf Nachhaltigkeit setzen. Auch Islamic Banking wurde dadurch in Europa immer bekannter und einige grosse Institute, wie beispielsweise die UBS, boten seitdem, neben den klassischen Bankgeschäften, Islamic Banking an.
Islamic Banking unterliegt strengen Regeln
Beim islamischen Bankwesen handelt es sich um Bankgeschäfte, die den ethischen Vorstellungen des Islams entsprechen. Es achtet die Prinzipien des islamischen Rechts (=Scharia) und wird deshalb auch Scharia Banking genannt. Beim Islamic Banking ist es deshalb ausgeschlossen Zinsen für Kredite zu nehmen und Spekulationen sind ebenso untersagt wie das Glücksspiel.
Da Islamic Finance keine Wucher-Geschäfte erlaubt und die Geldgeschäfte nicht nach dem Profit ausgerichtet sein dürfen, gelten die Anlagenformen als sicher und zu einem gewissen Teil auch als nachhaltig. Aber Islamic Banking hat es bisher noch nicht geschafft, in Europa und der Schweiz den grossen Durchbruch zu erzielen.
Islamisches Bankwesen investiert nicht in alle Branchen
Beim Islamic Banking wird nicht in Unternehmen investiert, die mit der Produktion oder dem Vertrieb von Alkohol zu tun haben, in Verbindung stehen mit Prostitution, Pornografie, sowie der Verarbeitung oder dem Handel mit Schweinefleisch.
In der Praxis bedeutet dies, dass beim Islamic Banking keine Fonds gekauft werden, die gegen die vorgenannten Richtlinien verstossen. Auch die Bank selbst investiert keine Gelder in diese Unternehmen und Branchen.
Kein Zinsgeschäft beim Islamic Banking
Kredite werden beim Islamic Banking vergeben, dafür jedoch keine direkten Zinsen verlangt. Die Vergütung der Bank für die Bereitstellung des Kredits wird stattdessen über zwei alternative Methoden geregelt.
Der Kreditnehmer zahlt der Bank aus Dankbarkeit einen Betrag, und zwar freiwillig, oder die Bank kauft das gewünschte Produkt (z.B. das Auto) und stellt es dem Kunden zur Verfügung. Der Kunde zahlt dann den Kaufpreis in Raten ab, wobei dieser Betrag höher ist als der tatsächliche Anschaffungswert. Ansonsten werden beim Islamic Banking die klassischen Bankgeschäfte, wie Zahlungsverkehr, vergleichbar mit anderen Banken durchgeführt.
Misstrauen erschwert Durchbruch des Islamic Banking
Die Bekanntheit des islamischen Bankwesens in der Bevölkerung ist noch zu gering. Zudem herrscht ein gewisses Misstrauen gegenüber dem Islamic Banking. Gerade beim Thema Geld ist dies ein wichtiges Ausschlusskriterium.
Experten glauben zwar, dass man dieser Art der Investition Zeit geben muss, bis sie von den Kunden akzeptiert wird. Die grossen Geldhäuser setzen indes bereits nicht mehr auf Islamic Banking und ziehen sich aus dem islamischen Geldwesen zurück.
Dennoch tauchen immer wieder kleine Erfolgsmeldungen auf. So ist das Thema Islamic Banking etwa am Finanzplatz London erneut populär geworden und es kann gut sein, dass auch Banken in anderen europäischen Ländern dem Islamic Banking noch einmal eine Chance geben.
Islamic Banking in der Schweiz
Schweizer Banken, wie die UBS und die Credite Suisse, boten Fonds an, die den Richtlinien der Sharia unterlagen. Die Hoffnung, damit finanzstarke muslimische Investoren anzuziehen, erfüllte sich jedoch nicht, so dass die Fonds wieder vom Markt genommen wurden.