Privatinsolvenz – mit diesen Konsequenzen müssen Sie rechnen
Wer seine Schulden nicht mehr in den Griff bekommt kann unter bestimmten Voraussetzungen eine Privatinsolvenz beantragen. Bevor dieser Schritt unternommen wird, sollte jedoch zuvor eine Schuldenberatung besucht werden. Dort wird ein Schuldenplan erstellt, geprüft, ob die Forderungen der Gläubiger überhaupt rechtens sind und beraten, welche Auswirkungen eine Privatinsolvenz hat.
Privatinsolvenz bei Bezirksgericht beantragen
Führt kein Weg daran vorbei beim Bezirksgericht die Privatinsolvenz zu beantragen, eröffnet das Gericht das Verfahren, wenn keine Chance auf eine einvernehmliche Schuldenbereinigung besteht. Mit Hilfe eines Antragsformulars vom Bezirksgericht, dem aktuellen Auszug vom Betreibungsamt und einer Wohnsitzbescheinigung kann die Privatinsolvenz in die Wege geleitet werden. Weiterhin muss ein detaillierter Schuldenplan mit allen Gläubigern und den offenen Forderungen erstellt werden.
Für die Kosten des Verfahrens muss der Antragsteller einen Vorschuss leisten, der je nach Kanton unterschiedlich hoch ist. Im Kanton Basel-Land beispielsweise beträgt er 4.000 CHF pro Person und kann nicht in Raten beglichen werden.
Bei Privatinsolvenz wird Vermögen an Gläubiger verteilt
Nach Eröffnung der Privatinsolvenz kommt es zu einer kompletten Liquidation der Schulden und Vermögenswerte. Das gesamte Vermögen wird veräussert und die Erlöse werden an die Gläubiger verteilt. Die bleibenden Schulden bestehen anschliessend in Form von Konkursverlustscheinen weiter. Sobald der Schuldner zu neuem Vermögen gelangt können die Schulden von den Gläubigern wieder eingetrieben werden.
Privatinsolvenz – die Voraussetzungen
Allerdings kann eine Privatinsolvenz nur beantragt werden, wenn bestimmte Voraussetzungen gegeben sind:
- Die Abzahlung der Schulden ist in absehbarer Zeit nicht möglich, da die Höhe der Verbindlichkeiten das Monatsbudget bei weitem übersteigt. Wenn die Schulden mit der Pfändungsrate innerhalb von zwei Jahren nicht beglichen werden können, kann eine Privatinsolvenz beantragt werden.
- Eine Privatinsolvenz kann nur dann durchgeführt werden, wenn vorher eine Schuldensanierung gescheitert ist.
- Nach der Privatinsolvenz müssen stabile Verhältnisse vorhanden sein, die es ermöglichen ein Einkommen zu erzielen, das zumindest dem Existenzminimum entspricht und die laufenden Steuerbelastungen abdeckt.
- Durch die Privatinsolvenz entstehen für den Schuldner gewisse Vorteile: Lohnpfändungen werden sofort gestoppt, Auseinandersetzungen mit Gläubigern haben ein Ende und die Finanzen können in Ruhe geregelt werden bzw. eine Erholung von den hohen finanziellen Belastungen ist gewährleistet.
Konsequenzen einer Privatinsolvenz
Jedoch hat eine Privatinsolvenz auch eine Menge nachteiliger Konsequenzen.
Das Internetportal www.schuldenberatung-bl.ch weist auf folgende Auswirkungen hin:
- Vermieter sind gesetzlich berechtigt, eine Kaution in Höhe von max. drei Mietzinsen zu verlangen. Besteht ein Mietzinsdepot, muss dieses unter Umständen vom Vermieter frei gegeben werden.
- Die Swisscom kann eine Kaution in Höhe der letzten drei Rechnungen verlangen.
- Der Konkurs kann sich negativ auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt auswirken (ist allerdings bereits bei Betreibungen der Fall).
- Die SchuldnerInnen werden immer wieder mit den "alten" Verlustscheinforderungen konfrontiert. Sie müssen ihre rechtlichen Möglichkeiten genau kennen und sie korrekt handhaben.
- Für AusländerInnen kann sich die Erteilung des C-Ausweises und eine allfällige Einbürgerung erschweren bzw. verunmöglichen.
- Evtl. Kündigung von Versicherungen (Hausrat, Autoversicherung etc.)
- Evtl. Leistungssperre durch Krankenkasse.
Eine Privatinsolvenz sollte deshalb wohl überlegt sein. Wie anfangs erwähnt, sollte Sie erst durchgezogen werden, nachdem eine fachliche Beratung in Anspruch genommen wurde. Sicherlich gibt es Vorteile bei einer Privatinsolvenz. Meist ist die Bewältigung einer Schuldenkrise eine hohe nervliche Belastung. Doch mit Hilfe einer Schuldenberatung kann man dies in den Griff bekommen. Eine Privatinsolvenz kostet nicht nur Geld, sondern verfolgt Sie viele Jahre und es kann Schwierigkeiten geben bei so mancher Vertragsabwicklung bei der Ihre Bonität geprüft wird.