Vorsorge

Stichwort Rentenkürzung – aktuelle Fakten, Meinungen und Tendenzen

Das Thema Rentenkürzung wird heftig debattiert. Warum eine Reform der Altersvorsorge notwendig ist und wie finanzielle Einbussen vermieden werden können.

Rentenkürzung
Rentenkürzung © Suriyawut Suriya / iStock / Getty Images Plus

Alternativen zur Rentenkürzung

Gegenvorschläge zu den Konzepten gab es in jüngster Vergangenheit zu genüge. Auch der Gewerkschaftsdachverband Travail.Suisse und der Berufsverband KV Schweiz sprachen sich mit Nachdruck gegen eine Rentenkürzung aus. Auch den Plänen einer Erhöhung des Frauenrentenalters erteilten die Verbände eine Absage. Solch eine Massnahme entspreche nicht den Realitäten des Arbeitsmarktes, da Arbeitgeber der Beschäftigung älterer Mitarbeiter eh schon kritisch gegenüber ständen. So seien nur knapp mehr als die Hälfte aller Bürger zwischen 63 und 64 Jahren in einem Beruf tätig.

Steuererhöhung statt Rentenkürzung

Auch wenn die Experten der Verbände eine Rentenkürzung strikt ablehnen, sind sie sich darüber bewusst, dass der demografische Wandel eine Neufinanzierung der Altersvorsorge und Pensionskasse notwendig macht. Damit eine Rentenkürzung umgangen werden kann sollte, laut Verbände, die Erhöhung der Mehrwertsteuer oder eine Anhebung der Lohnabzüge ins Kalkül gezogen werden. Im Gegensatz zu einer Rentenkürzung oder Anhebung des Renteneintrittsalters seien hierbei die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bürger am geringsten. Eine Rentenkürzung sei auch deshalb undenkbar, da schon bei dem jetzigen Rentenniveau eine Beibehaltung der gewohnten Lebenshaltung mit Eintritt der Rente bei vielen Menschen nicht mehr gegeben ist.

Rentenkürzung nicht notwendig

Nach Angaben von travail suisse steht die schweizerische Altersvorsorge auf einem gesunden Fundament und eine Rentenkürzung ist nicht notwendig. Die 1. Säule der beruflichen Vorsorge, die AHV und die 2. Säule sind finanziell gesund. 2012 hat die AHV ein Plus von über zwei Milliarden Franken erzielt und wird auch in den nächsten Jahren keine Finanzierungsprobleme bekommen. Die meisten Pensionskassen weisen einen Deckungsgrad von 100 Prozent auf, wodurch auch die berufliche Vorsorge abgesichert ist. Nach Berechnungen des Swisscanto Pensionskassen Monitors beträgt der durchschnittliche Deckungsgrad der privatrechtlichen Pensionskassen etwas weniger als 107 Prozent.

Rentenkürzung wegen demografischen Wandel

Anlass zu einer Diskussion über Rentenkürzung und Reform der Altersvorsorge ist die demografische Entwicklung in der Schweiz. Wenn die geburtenstarken Generationen das Rentenalter erreichen ist eine Finanzierung der Altersvorsorge in Frage gestellt und ist eine Überarbeitung der Altersvorsorge notwendig. Auch die höhere Lebenserwartung sorgt für Probleme bei der Rentenfinanzierung. Finanzberechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass die AHV für die Zeit ab 2025 einen zusätzlichen Finanzierungsaufwand benötigt, da sonst eine jährliche Unterdeckung von 50 Prozent entstehen würde.

„Nein“ zu Rentenkürzung

In den letzten Jahren haben die stimmberechtigten Schweizer Bürger immer wieder gegen eine Rentenkürzung votiert. Auch einer Rentenaltererhöhung wurde nicht zugestimmt. 2010 wurde eine Senkung des Mindestumwandlungssatzes mit 70 Prozent „Nein-Stimmen“ abgelehnt. Klare Signale dafür, dass eine Rentenkürzung genauso wenig im Sinne der Bevölkerung ist wie eine Verschiebung des Renteneintrittsalters. Die Altersvorsorge gehört zu einer Grundsicherung und wurde in der Schweiz durch das Drei-Säulen-System fundamentiert. Schon heute bestehen bei nicht wenigen Menschen in der Schweiz, natürlich auch in anderen Ländern, Versorgungslücken, so dass eine private Altersvorsorge notwendig ist, um bei Renteneintritt den Lebensstandard zu sichern. Weitere Einschränkungen durch eine Rentenkürzung könnten die Lage verschärfen, so dass mehr ältere Menschen Probleme haben, ihre Existenz zu sichern. Die Politik ist sich dieser Situation anscheinend bewusst, denn von unterschiedlichen Seiten ist zu hören, dass der Bundesrat keine Rentenkürzung vornehmen will.

Debatte zu Rentenkürzung auch im Ausland

Die Problematik bei der Finanzierung der Altersvorsorge ist übrigens kein typisch schweizerisches Problem. Auch andere Länder wie beispielsweise Deutschland sind von demografischen Entwicklungen betroffen, die zu Diskussionen über eine Rentenkürzung führen. In Deutschland wurde deshalb die private Rentensicherung immens vorangetrieben, da eine Abdeckung der Lebenshaltungskosten im Alter mit der staatlichen Rente meist nicht gewährleistet ist.

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